Neckarland: Genuss-Runde um Bietigheim-Bissingen

 

Bietigheim WappenEine spontane Rundwandertour vor meiner Haustüre als das Wetter plötzlich und unerwartet besser wurde. Start und Ende der 15 km langen Rundwanderung war das Enztalviadukt in Bietigheim. Die Highlights der Tour sind die vielfältigen Ausblicke auf die Kreisstadt. Der Wanderweg verläuft fast immer auf befestigten Wegen.

Bietigheim-Bissingen an der Enz ist eine Große Kreisstadt in Baden-Württemberg, die etwa 20 km nördlich von Stuttgart und 20 km südlich von Heilbronn liegt. Sie ist mit ca. 43.000 Einwohnern nach Ludwigsburg die zweitgrößte Stadt im Landkreis Ludwigsburg. Die rund 31 Quadratkilometer große Markung Bietigheim-Bissingens liegt im Naturraum „Neckarbecken“, der zu den Neckar- und Taubergäuplatten zählt: an sich eine mit Löß bedeckte Hochfläche, in die sich von Südwesten nach Nordosten die Enz und von Westen nach Osten die hier in die Enz mündende Metter eingeschnitten haben.

Erstmals wurde Bietigheim 789 als „Budinc-heim“ urkundlich erwähnt; es dürften aber bereits erheblich früher schon Siedlungen entstanden sein, die von der verkehrsgünstigen Lage an einer naturgegebenen Furt profitierten. Bis zum 3. Jh. n. Chr. gab es mit dem Collegium Matisonensium nachweislich eine Gemeinschaft von Gutshofbesitzern am Metterufer. Gräberfelder aus dem 5. bis 7. Jh. weisen zudem auf Siedlungen der Alamannen auf der heutigen Gemarkung der Stadt hin.

Im 13. Jh. bestand im Bereich der heutigen Stadtkirche und Kelter die Burg Bietigheim, die sich mehrere Ganerben teilten und deren (1542 eingestürzter) Burgturm sich im Wappen der Stadt wiederfindet. Im Wettstreit mit den Herren von Venningen, die mit den Herren von Remmigheim verwandt waren, konnten sich die Grafen von Württemberg als Ortsherren durchsetzen. Im Jahr 1364 verlieh Graf Eberhard II. von Württemberg Bietigheim das Stadtrecht, um in erster Linie den strategisch wichtigen Enzübergang militärisch sichern zu können. Der im 15. und 16. Jh. forcierte Weinbau und der zunehmende Weinhandel entwickelten sich als Quelle bürgerlichen Wohlstands und wirtschaftliche Basis für die Stadtentwicklung. So wurde die Stadt schließlich zur württembergischen Amtsstadt erhoben. Zu deren Amtsbezirk zählten nach 1600 außer Bietigheim allerdings nur Metterzimmern, Groß- und Kleiningersheim.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt trotz mehrmaliger Luftangriffe auf den Eisenbahnviadukt, bei denen 19 Einwohner und 5 Soldaten getötet wurden, von größeren Kriegszerstörungen verschont. Bietigheim wurde zu 2 % zerstört. Im April 1945 bildete die Enz zehn Tage lang die Front zwischen den Achsenmächten und den Alliierten. Da die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Amerikanischen Besatzungszone geworden war, gehörte sie somit seit 1945 zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Nach dem Krieg erlebte die Stadt einen großen Einwohnerzuwachs von 14.000 auf heute rund 43.000 Einwohner, was hauptsächlich auf die Gebietsreform und auf die verhältnismäßig starke Zuwanderung von Heimatvertriebenen und Aussiedlern zurückzuführen ist. Mitte der 1960er Jahre überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Bietigheim die 20.000er-Grenze, woraufhin die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt stellte, was die baden-württembergische Landesregierung dann mit Wirkung ab dem 1. Januar 1967 beschloss. Am 1. Januar 1975 erfolgte die Vereinigung mit der Gemeinde Bissingen.

Das Wappen von Bietigheim beinhaltet die Symbole der beiden ehemals selbstständigen Kommunen Bietigheim und Bissingen an der Enz, die 1975 zur neuen Stadt Bietigheim-Bissingen vereinigt wurden. Vom alten Bietigheimer Wappen stammt der Zinnenturm, der bereits seit 1474 nachweisbar ist. Er symbolisiert einen 1542 eingestürzten Burgturm, der zuletzt als Glockenturm der Stadtkirche diente. Das Patriarchen-Hochkreuz ist dem alten Bissinger Wappen entnommen und entstammt Marksteinen des Grüninger Heilig-Geist-Spitals, das um 1400 das Kirchenpatronat in Bissingen erwarb und bis zu seiner Auflösung innehatte.

Der Bietigheimer Eisenbahnviadukt, das Wahrzeichen der Stadt, wurde zwischen April 1851 und Oktober 1853 von Karl Etzel zusammen mit A. Beckh im Stil eines römischen Aquäduktes errichtet. Über den Viadukt verläuft die Westbahn Bietigheim–Bruchsal. Neben dem Bahnhof Bietigheim-Bissingen steht das rund 70 Meter hohe Sky-Hochhaus.

Wegstrecke:
Bietigheim-Bissingen - Enztalviadukt - Alte Enzbrücke - Kronenzentrum - Bergstraße - Dürrer Berg - Kammgarnspinnerei - Betzenloch - Schwalbenhälde - Kleiner Fernmeldeturm - Besigheim - Bietigheimer Weg - Petershöfe - Seitenweg - Löchgauer Tal - Talweg - Abendberg - Lettengrube - Obere Waldäcker - Lug - Bietigheim - Rathausplatz - Hexenwegle - Metter - Bürgergarten - Viadukt

Neckarland: Gemmrigheimer Rundwanderweg

 

Der Wanderweg wurde im Jahr 2008 von der Ortsgruppe Gemmrigheim des Schwäbischen Albvereins e.V. angelegt und von der Gemeinde Gemmrigheim finanziert. Die gesamte Wanderstrecke (blaue Linie, weißes Schild mit blauem Tor) ist 26 km lang. Der Wanderweg führt auf die Höhen von Gemmrigheim mit herrlichen Ausblicken ins Neckartal und in den Stromberg, weiter auf der Gemarkung Hessigheim zu den Felsengärten. Zurück geht es durch das Buchholz und Bonholz teilweise auf dem Waldlehrpfad zum Schloss Liebenstein auf der Gemarkung Neckarwestheim. Von dort führt der Weg hinab zum Neckar auf den Leinpfad zur Neckarschlaufe. Durch die Weinberge mit dem Weinlehrpfad führt der Weg durch unseren schönen Weinort Gemmrigheim mit seinen Fachwerkhäusern und den beschilderten Sehenswürdigkeiten.

Ich habe diese Wandertour am Bahnhof in Kirchheim (Neckar) gestartet und dort auch beendet. Die Highlights dieser Tour waren der Aussichtspunkt Ketterschen („Schleusenbänkle“) und das Schloss Liebenstein. Auf dem „Ketterschenweg“ und in der Steillage „Ketterschen“ hat der Wanderer einen tollen aussichtsreichen Blick über das Neckartal, die Trockenmauern und die Ortslage Gemmrigheim. Der Wanderweg verläuft auf befestigten und unbefestigten Wegen.

Die Gemeinde Gemmrigheim liegt in 174 bis 275 Meter Höhe direkt am Neckar zwischen den Kreisstädten Ludwigsburg und Heilbronn. Die ev. Johanneskirche wurde erstmals im Jahre 1231 urkundlich erwähnt. Im Turmobergeschoss befindet sich eine Turmkapelle mit Fresken aus der Zeit um 1400. Im Langhaus der Kirche, das im 16. Jh. errichtet wurde, haben sich historische Altarbaldachine und Wandmalereien erhalten. Sehenswert sind auch die beiden mittelalterlichen Tore und der Ortskern mit einigen hübsch renovierten alten Fachwerkhäusern, darunter auch das Rathaus. Die alte Kelter von 1817/18 wurde 1949/50 zur Schule umgebaut. Der geschichtlich bedeutendste Betrieb war die bis in die 1860er Jahre zurückreichende Papierfabrik in Gemmrigheim, die von 1971 bis 2006 zur Steinbeis-Gruppe gehörte und zum Jahresende 2009 geschlossen wurde. Im Sommer 2013 wurden die Fabrikgebäude großteils abgerissen. Ein kleiner Teil des Kernkraftwerks Neckarwestheim liegt auf Gemmrigheimer Gebiet. Dadurch fließt auch ein kleiner Teil der Gewerbesteuer des Betreibers EnBW in die Gemmrigheimer Gemeindekasse.  

Das Schloss Liebenstein südlich von Neckarwestheim geht auf die mittelalterliche Höhenburg der Herren von Liebenstein zurück, kam 1678 in den alleinigen Besitz von Württemberg und 1982 in den Besitz der Gemeinde Neckarwestheim. Die Anlage wird heute als Restaurant und Hotel genutzt. Die Hofkammer des Hauses Württemberg verkaufte 1982 das Schloss an die Gemeinde Neckarwestheim, die es dem Trägerverein Schloss Liebenstein Sport-, Kultur- und Freizeitanlagen GmbH und Co. KG zuführte. Am 14. September 1982 wurde der Golf- und Landclub Schloss Liebenstein e. V. gegründet und der Ausbau des Geländes zu einem 27-Loch-Golfplatz begann. 

Im nördlichen Bereich befindet sich freistehend die 1599 von Jakob Müller nach dem Vorbild der Stuttgarter Schlosskirche erbaute Schlosskapelle. Die Kapelle hat einen nahezu quadratischen Grundriss und nach Süden und Norden schmuckvolle Ziergiebel, nach Osten ist ein achteckiger Chorturm angebaut, im Westen ist ein runder Treppenturm eingezogen, der einst zu den Dachgeschossen und zwei Herrschaftsemporen führte, von denen die südliche noch erhalten blieb. Die Dachformen der beiden Türme wurden nachträglich verändert. Obwohl die Portale, die Giebel und auch das Innere der Kapelle von renaissancezeitlichem Bauschmuck bestimmt sind, weist sie im unteren Bereich auch noch gotische Fenster auf. Östlich von der Kapelle erstreckt sich der Kirchgarten.

Wegstrecke:
Kirchheim am Neckar - Bahnhof - Neckarbrücke - Denkmal Neckarbrücke - Gemmrigheim - ev. Johanneskirche - St. Christophorus - Zum Sonnenhof - Aussichtspunkt - Buchholz - Bonholz - Liebensteiner Weg - Burks Schlemmerbesen - Gerberloh - Talbach - Golfclub Liebenstein - Schloss Liebenstein - Kernkraftwerk Neckarwestheim - Heinzenberg - Uferweg - Neckar - Kirchheimer Wasen - Betonwerk Adolf Blatt - Neckarbrücke - Bahnhof