Wandermotive

Was treibt den Wanderer eigentlich in die Landschaft? In diesem Beitrag soll versucht werden einige Wandermotive zu beschreiben. Die „Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie aus dem Jahre 2010 hat vier Jahre später eine Nachfolgerin bekommen: die „Wanderstudie – Der deutsche Wandermarkt 2014“. Verantwortlich zeichnet diesmal „Projekt M“, eine Unternehmensberatung für die Tourismus- und Freizeit-
branche. Die neue Marktstudie focusiert wandertouristische Themen im engeren Sinne.

Ranking der Wandermotive aus der Wanderstudie (2014):
1. die Natur erleben 
2. sich bewegen, aktiv sein 
3. etwas für die Gesundheit tun 
4. eine Region erleben 
5. Stress abbauen 
6. den Alltag vergessen 
7. frische Kraft sammeln 
8. neue Eindrücke gewinnen 
9. etwas Neues entdecken 
10. Stille erleben 
11. In Geselligkeit sein, Gemeinschaft erleben 
12. zu sich selber finden 
13. frei sein 
14. aktiv Sport treiben 
15. sich auf sich selbst besinnen
Gewisse Trends sind zu erkennen:
Die psychische Entlastungsfunktion des Wanderns gewinnt zunehmend an Bedeutung. 

Die Freude am gleichmäßigen Bewegungsrhythmus des Wanderns vermindert sich kontinuierlich.

Etwas für seine Gesundheit tun: An die Stelle naiver Freude tritt teilweise ein rationaleres Körpermotiv.

Die soziale Bedeutung des Wanderns erfährt eine auffällig divergente Bewertung: Während knapp zwei Drittel der Befragten großen Wert darauf legen, mit Freunden und Bekannten unterwegs zu sein, bildet das insbes. von Wandervereinen so nachdrücklich beschworene Gemeinschaftserlebnis mittlerweile das Schlusslicht der Motivskala.

Das insgesamt nicht sonderlich große Interesse an kulturellen Sehenswürdigkeiten nimmt zu.
In Ergänzung noch Wandermotive von leidenschaftlichen Wanderen (aus „Vom Wandern“ von Ulrich Grober):
souverän über Raum und Zeit verfügen,
sich etwas zumuten, bis hart an die eigene Grenze gehen,
Blickachsen, Hörräume und Dufträume wahrnehmen,
das Zwiegespräch mit sich selbst, auf die innere Simme hören,
Balance zw. besehbaren und begehbaren Räumen,
Balance zw. schnell und langsam, Auszeit erleben,
einfach kontinuierlich Laufen ohne das übliche Stop-and-Go,
"wer die Farbenpracht eines herbstlichen Laubwaldes bewusst erlebt hat, nutzt die Farbskalen der Designersoftware souveräner",

Im Prinzip geht es beim Wandern um „Wirklichkeit zu Fuß erleben“. Ganz nach dem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“.

Wandern und Gesundheit

Warum Wandern gesund ist:

Herz:

  • Das Herz wird durch die stärkere Anforderung trainiert, d.h. es wird kräftiger und größer und damit leistungsfähiger. Es pumpt mit weniger Schlägen mehr Blut in den Kreislauf.
  • Das Herz wird besser durchblutet, weil die Herzkranzgefäße und andere Blutgefäße elastischer werden.
  • Die Fließeigenschaften des Blutes verbessern sich.
  • Die Atemmuskulatur wird gestärkt, die Durchblutung der Lunge gefördert und die Atemtiefe nimmt zu. Durch Ausdauertraining verdoppelt sich die Sauerstoffaufnahme aus der Luft (auf ca. 6 Prozent).
  • Die Konzentrationsfähigkeit wird gesteigert, da das Gehirn besser durchblutet wird. Es kommt zur Bildung von Synapsen und Botenstoffen um leichter Lernen zu können.
  • Die Blutfettwerte verbessern sich. Der Anteil von gutem HDL Cholesterin erhöht sich, die Konzentration von schädlichem LDL Cholesterin verringert sich.
  • Der Glukosetransport in den Muskelzellen verbessert sich und verzögert Altersdiabetes.

Muskeln:

  • Die Beinmuskulatur wird gestärkt, die Gelenke werden „geschmiert“ was Gelenkerkrankungen vorbeugt. Muskeln und Organe sind bis ins hohe Alter trainierbar.

Widerstandsfähigkeit:

  • Die Anzahl der Abwehrzellen wird erhöht, wenn die Haut gut durchblutet wird. Kurze Stressphasen der Abwehrzellen trainieren die Widerstandsfähigkeit des Körpers. Bei Überforderung wird das Immunsystem geschwächt.

Fettreduzierung:

  • Der Körper wird trainiert mit Sauerstoff („aerob“) Energie zu gewinnen. Die Fettspeicher des Körpers werden als Energiereserven genutzt. Ein 70 kg schwerer Wanderer verbraucht in ebenem Gelände ca. 300 kcal pro Stunde (beim Bergwandern ca. 500 kcal). Ein gut trainierter Wanderer kann doppelt so viel Fett verbrennen wie ein reiner Büromensch. Der Pulsschlag soll 180 minus Lebensalter beim Wandern nicht überschreiten.

Stressabbau:

  • Moderate Bewegung baut Stresshormone ab und aktiviert das körpereigene Belohnungssystem im Gehirn. Gehen macht glücklich.
  • Kombination aus angeregter körperlichen Anstrengung mit seelischer Entspannung beim Naturerlebnis.

Studien:

Nurses Health Study: Regelmäßig mind. 3-4 Stunden zügig gehen, senkt Risiko einer Herz-Kreislaufkrankheit um 30-40 Prozent.

R.S. Paffenbarger: Körperlich Aktive haben nur halb so großes Risiko an Herz-Kreislauf-Leiden zu sterben als „Bewegungsmuffel“. Jeder sollte 2000 kcal pro Woche durch Bewegung verbrennen.

Steven Blair: Um Krankheitsraten und Sterbehäufigkeit zu senken reicht es aus mäßig fit zu sein. Selbst leichtes Übergewicht ist unkritisch, solange regelmäßiges Bewegen stattfindet.